Innehalten im Advent

Ein spiritueller Impuls von Barbara Reene-Spillmann

„…und wenn die Menschheit schubst und rennt, dann ist es ganz bestimmt Advent“ so heißt es in einem rheinischen Singspiel. Und so ist auch unsere Wahrnehmung, wenn wir die letzten Wochen vor Weihnachten unterwegs sind in überfüllten Geschäften, in Staus auf vollen Straßen und von einer „Weihnachtsfeier“ zur nächsten eilen: Gereiztheit und Aggression statt Ruhe und Besinnung.

Seit 10 Jahren verbringe ich die erste Adventswoche mit einer KAB-Gruppe in Günne am Möhnesee. Nein, in diesem Jahr coronabedingt leider nicht, und sie wird mir fehlen!!! Die Gruppe wuchs von 8 Personen im Jahr 2010 auf manchmal 25 an. Lud ich Frauen und Männer dazu ein, so war der erste Reflex oft ablehnend, denn im Advent ist jeder Tag verplant, keine Zeit für Auszeiten. Dann aber spürten Teilnehmer und Teilnehmerinnen, wie gut dieses Innehalten tut, sich herauszuziehen aus dem Trubel und sich fünf Tage auf Advent und Weihnachten einzustimmen, mit Spiritualität, mit Gesprächen, mit Spaziergängen.

In diesem Jahr ist alles anders! Keine Weihnachtsfeiern, keine Weihnachtsmärkte, keine Treffen und auch die eigentlichen Festtage werden wahrscheinlich im eher kleinen Kreis begangen.

Kann das eine Chance sein? Vielleicht tut uns nach diesem finsteren Jahr ein Innehalten besonders gut. Wir müssen das, was mit unserer Gesellschaft, mit uns, im letzten Jahr passiert ist, „sacken“ lassen, verarbeiten.

In diesem Jahr können wir uns dabei von zwei adventlichen Botschaften besonders leiten lassen:

Advent ist die Zeit der Erwartung. Warten bedeutet Spannung, oft Vorfreude, immer aber Geduld und Langmut. Darin müssen wir uns neu üben in einer Zeit der schnellen Lösungen, in der Neues sofort wieder alt ist, in der „Alles aber sofort“ gilt, in der im Advent schon oft Weihnachten vorweggenommen wird.

In einer dunklen Zeit hoffen die Menschen auf das Licht Gottes. Das Kind in der Krippe kommt nicht in eine heile und idyllische Welt, sondern als Hoffnungsträger in eine Welt voller Ängste und Zerrissenheit.

Beides brauchen wir in dieser Zeit mehr als in den letzten Jahren: Geduld und Hoffnung, und beides spiegelt für mich die abgebildete Karte wider: Von der Krippe vor der Stadt Bethlehem geht ein heller Strahl aus, ein Licht, das fast blendet. Zwei Menschen sind auf dem Weg, nicht eilig, nicht hastig, sondern mit entschlossenem und festem Schritt.

In diesem Sinne lasst uns aufbrechen Richtung Weihnachten mit Geduld und Zuversicht, mit entschlossenem Schritt, aber bitte nicht mit einem Endspurt!

Vielleicht hilft der folgende Meditationstext dabei, den Advent zu nutzen zum:

Innehalten...

 

Innehalten ist mehr als mal eben eine Pause zu machen und dabei schon zu überlegen: Wie mache ich weiter?

Innehalten heißt, sich Zeit zu nehmen: Zeit um nachzudenken, Zeit um sich zu erinnern, Zeit um dankbar zu sein, Zeit sich die Frage zu stellen: Was ist mir wirklich wichtig, und wo ist eigentlich mein Standort, wo ist meine Perspektive?

Innehalten fällt manchmal schwer, oft wollen wir es gar nicht, wenn alles „rundläuft“ im Leben, stört es uns; es bremst uns ab.

Aber es gibt immer wieder Ereignisse, die uns zum Innehalten auffordern, besondere Tage, aber auch Krankheiten, Unvorhergesehenes...

Wirkliches Innehalten schenkt Kraft nicht nur zum Weitermachen, sondern auch zum neuen Aufbruch. Um diese Kraft und um den adventlichen Segen Gottes dazu bitten wir.

 

Text: Barbara Reene-Spillmann

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