Weihnachtsgruß unseres Präses

In keiner anderen Zeit im Jahr ist so viel von Wünschen die Rede wie in der Adventszeit. Es sind bei Weitem nicht nur die Kinder, die ihren Wunschzettel schreiben, auch wir Erwachsenen hegen unsere eigenen Weihnachtswünsche oder wenden viel Zeit und Mühe auf, geliebten Menschen ihren Wunsch zu erfüllen. Die Geschäfte umgarnen uns mit der glitzernden Verheißung, dass unsere Wünsche erfüllt werden können. Ja, wer hätte da keine Wünsche? Oft genug sind es ja gar nicht zuerst die materiellen Dinge. Da gibt es die viel dringlicheren Wünsche, die unser Leben im Innersten treffen: Liebende wünschen sich einen guten Weg für ihre Partnerschaft oder Ehe; Einsame sehnen sich nach Begegnung; Eltern und Großeltern wünschen sich ein gelingendes, glückliches Leben für ihre Kinder; Kranke wünschen sich Heilung oder zumindest die Kraft, ihre Krankheit anzunehmen. Und viele wünschen sich einen Sinn für ihr Leben, für den es sich zu leben lohnt, von dem sie wissen, dass er in keinem Geschäft für kein Geld der Welt zu kaufen ist. Und gerade in unserer Zeit wünschen wir den Frieden. In Israel, in der Ukraine und überall auf der Welt, wo Kriege das Leben der Menschen beeinträchtigen.

Mit solchen Wünschen gehen wir allerdings nicht auf Einkaufstour. Für sie ist Gott immer noch der richtige Adressat. Seine Ankunft ist es ja, auf die wir Christen im Advent warten.

So treffen wir den tiefsten Sinn dieser Tage, wenn wir neben aller vorweihnachtlichen Geschäftigkeit innehalten und unsere Lebenswünsche vor Gott tragen. Weihnachten, das Fest seiner Ankunft als Kind im Stall, steht vor der Tür. Da werden Wünsche wahr – oder doch nicht?

In der Tat: auch zu Weihnachten werden nicht alle Wünsche erfüllt. Jedes Kind muss irgendwann diese Erfahrung machen:

Manche Wünsche bleiben einfach unerfüllt, auch wenn sie noch so sehnlichst ausgesprochen werden. Nicht anders ist es mit unseren Wünschen, die wir an Gott richten:

Manches Herzensanliegen bleibt anscheinend ungehört, und oft wirkt Gott so ganz anders, als wir uns das wünschen. An Weihnachten kommt eben nicht ein Gott wie eine Märchenfee, die uns alle Wünsche erfüllt. An Weihnachten kommt Gott, der ist, wie er ist – und der so wirkt, wie es seinem Willen entspricht. Und der richtet sich nicht unbedingt immer nach unseren Wunschzetteln.

So müssen wir uns immer wieder neu entscheiden, ob wir Jesus willkommen heißen – so wie er ist; mit dem, was er auch uns anbietet. Natürlich dürfen wir ihm unsere Wünsche bringen. Und doch fordert er uns heraus, diese unsere Wünsche und Vorstellungen hintanzustellen und unser Leben zu öffnen für ihn, so wie er tatsächlich ist. Wenn uns das gelingt, dürfen wir uns auf Weihnachten freuen, egal, ob unsere Wünsche erfüllt werden oder nicht.

Die Weihnachtserfahrung heißt dann: Ja, Gott kommt auch in unser Leben. Und er führt auch uns zur Freiheit und Zuversicht der Kinder Gottes; er schenkt uns ein Leben voller Sinn und Hoffnung – das ist es, was wir von Gott an Weihnachten erwarten dürfen.

Autor: Jürgen Haberl

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