Prekariustag – Gedenken an die Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen

Im Jahr 2007 wurde dieser Tag als Gedenktag ins Leben gerufen, um auf Missstände von prekärer Beschäftigung hinzuweisen. Nun werden alle vier Jahre am prekärsten Tag eines jeden Schaltjahres, am 29. Februar, Aktionen veranstaltet. Seine Wurzeln reichen zurück ins Jahr 2001, als der Schutzpatron „San Precario“ ins Leben gerufen wurde. Diese Initiative hatte zum Ziel, besonders Frauen, die unter prekären Arbeitsbedingungen leiden, einen Schutzheiligen zur Seite zu stellen.

Prekär beschäftigt zu sein, stellt Betroffene vor einer Vielzahl von Herausforderungen und Unsicherheiten. Die Folgen wirken sich dabei häufig auf weitere Lebensbereiche, wie Familie, soziale Beziehungen, Wohnen, Gesundheit und Bildung aus (Motakef/Wimbauer 2020). In der Literatur wird auf drei Dimensionen hingewiesen, welche die tiefgreifenden Auswirkungen prekärer Beschäftigung verdeutlichen (Mayer-Ahuja/Nachtwey 2021):

  1. Die materielle Dimension: Die Entlohnung ist oft sehr schlecht oder so geringfügig, dass sogar die Deckung grundlegender Bedürfnisse wie Miete, Nahrung und Gesundheitsversorgung zur tagtäglichen Herausforderung wird. Freizeitaktivitäten werden zwangsläufig vermieden, da sie mit finanziellen Ausgaben verbunden sind, was die soziale Teilhabe erschwert und das psychische Wohlbefinden beeinflusst.
  2. Die rechtliche Dimension prekärer Beschäftigung zeigt auf, dass Menschen in prekären Beschäftigungen keiner rechtlichen Absicherung  (bspw. Anspruch auf bezahlten Urlaub, Kündigungsschutz, Krankenversicherung) unterliegen, was zu Altersarmut führen kann (DGB 2021). Besonders Minijobber und Leiharbeiter sind hiervon stark betroffen. Diese unstabilen Zustände verursachen Unsicherheiten und Planungsschwierigkeiten und lösen oft ein Gefühl der Ohnmacht bei den Betroffenen aus.
  3. Die letzte Dimension umfasst die begrenzte Einbindung in den Betrieb. Für Betroffene bedeutet das, dass sie sich nicht in die Arbeitergemeinschaft integrieren können und somit kaum die Chance haben wertvolle soziale Kontakte zu knüpfen. Durch die häufigen Jobwechsel und kurzfristigen Einsätze, wird ihnen außerdem die Möglichkeit erschwert sich beruflich weiterzuentwickeln und so langfristig stabile Zukunftsperspektive zu entwickeln.

Die einzigen Profiteure sind die Unternehmen, die aufgrund von Gewinnstreben die Menschen als Kostenfaktor betrachten und durch Kosteneinsparungsmaßnahmen prekäre Beschäftigungen schaffen. Das ist jedoch ungerecht und unsolidarisch den Menschen gegenüber, die wertvolle Arbeit leisten. Wie der ehemalige Betriebsratsvorsitzende und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Porsche AG in einer SWR-Reportage appellierte: „Wichtig ist es den Menschen wieder als Erfolgsfaktor und nicht als Kostenfaktor zu betrachten“ (SWR 2017). Mit dieser Devise als Grundlage ist es wichtig, nachhaltige Veränderungen herbeizuführen. Die KAB fordert deshalb auch „Prekäre Arbeit gehört abgeschafft!“ und setzt sich für eine umfassende Umstrukturierung des Systems ein. Die Forderungen sind: einen angemessenen Mindestlohn, stärkere Taftbindungen, präzisere Lieferkettengesetze, eine solidarische Rente, ein Grundeinkommen sowie bessere Care-Arbeit, um die prekäre Beschäftigung und ihre negativen Folgen einzudämmen.

Anlässlich des Prekariustages präsentiert die KAB Deutschland eine ganz besondere Plakat-Ausstellung. Die Sammlung, mit dem Titel „Die unsichtbare Krone“, ist eine einzigartige Aktion und offenbart eindrückliche Momentaufnahmen von Menschen aus ihrem Arbeitsleben. Denn, obwohl sie einen wichtigen Beitrag für Gesellschaft und Wirtschaft leisten, bleiben sie oft verkannt und ihre Arbeit findet allzu häufig unter prekären Bedingungen statt: schlechte Bezahlung, unsichere Verträge, ungenügend rechtlicher Schutz bis hin zur sozialen Isolation und gesundheitlichen Problemen. Der Zweck der Ausstellung besteht darin, das Bewusstsein für diese Problematik zu schärfen und die betroffenen Menschen angemessen zu würdigen.

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