Die Arbeit mit Jugendlichen für ihre Jobs ist ,,sozialer Kitt für die Gesellschaft“

KAB fordert gesicherte Finanzierung der Förderung von jungen Menschen durch die Jobcenter

Politik regierte auf Argumente von Sozialeinrichtungen/ Junge Menschen profitieren von der gesicherten Förderung durch die Jobcenter

Die vorerst gute Nachricht kam nach unzähligen Kontakten und Gesprächen des kurbel-Geschäftsführers in der Berliner Politik. Frank Janßen, Geschäftsführer des katholischen Jugendwerks mit über 500 Beschäftigten in Oberhausen und Mülheim, sowie Holger Ott, Chef des Förderkorbs in Gelsenkirchen, freuen sich für Langzeitarbeitslose und die Unterstützung von Kursen ihrer Jugendsozialeinrichtungen. Denn sie können jetzt dank des Erfolges in einer wochenlangen Auseinandersetzung mit dem Finanzministerium weiter auf Förderzusagen durch die Jobcenter und die bewährte Zusammenarbeit mit den Jobcentern zugunsten ,,ihrer“ Jugendlichen bauen.

Gerade das hatte Bundesfinanzminister Christian Lindner in Haushaltsberatungen für 2024 in Frage gestellt. Im Sozialbereich des bis Dezember zu verabschiedenden Sparhaushalts 2024 wollten der Finanz- und der Arbeitsminister statt der Jobcenter die Nürnberger Arbeitsagentur dort beauftragen, wo es um Einstiege für Jugendliche ohne Beruf und Ausbildung in für sie lebenswichtige Beschäftigungen geht. Die Agentur ist aber ortsnah weniger erfahren und deshalb seltener mit Partnern vernetzt. Die Jobcenter waren es, die seit gut zehn Jahren personell wie fachlich die Zusammenarbeit vorantrieben – auch mit den katholischen Fördereinrichtungen wie Förderkorb, kurbel und der Duisburger Werkkiste. Alle begleiten seit rund 40 Jahren Jugendliche mit schlechten Startvoraussetzungen für den Einstieg ins Arbeitsleben.

Die Verschiebung der fachlichen und menschlichen Förderung hin zur Arbeitsagentur sei für das Finanzministerium ,,kostenlos“, hatte Frank Janßen seit dem Sommer offengelegt. Denn Jobcenter und Kommunen werden in dieser Sache aus dem Finanzministerium finanziert, während die Arbeitsagentur ihr Geld aus der Arbeitslosenversicherung bekommt. „Taschenspielertricks“ für bessere Haushaltszahlen dürfe Minister Lindner nicht auf dem Rücken Jugendlicher und der Jobcenter ausspielen und den Haushalt auf Kosten sozial Gefährdeter entlasten. Die KAB im Bistum Essen setzt sich dafür ein, dass nicht auf Kosten von schwächeren Mitgliedern unserer Gesellschaft Haushaltseinsparungen vorgenommen werden. Andreas Schellhase (Diözesansekretär) betont, dass die KAB sich auch zukünftig mit einem breiten Bündnis an Trägern der Jugendberufshilfe und Weiterbildung für eine gesicherte Finanzierung in diesem Bereich einsetzen wird.

Allerdings ist der ortsnahe Verbleib der Förderung nur vorerst ein großer Erfolg: Denn zum einen will das Finanzministerium statt bei langzeitarbeitslosen Jugendlichen und Jobcentern nun bei Reha-Kursen und anderen Qualifizierungen sparen. Andererseits stehen Jobcenter, so die Süddeutsche Zeitung, seit Jahren durch politische Vorgaben unter Spardruck. Von Jobcentern genehmigte Unterstützungen für Menschen mit bis zu sechsjähriger Arbeitslosigkeit gelten heute sehr oft nur noch zwei Jahre lang. Auch Stefan Graaf, Sprecher des bundesweiten Netzwerkes der Jobcenter, spricht davon, dass der Bund dieses gute Instrument heute „ins Leere laufen lässt“.

Auch bei der kurbel ist oft eine sehr langfristige Förderung nötig. Denn es geht um Chancen für junge Menschen ohne Schulabschluss und/oder aus schwierigen sozialen Verhältnissen. Klar ist: Sie dürfen angesichts des horrenden Fachkräftemangels im Jahre 2024 nicht ,,auf der Straße“ bleiben. kurbel-Chef Frank Janßen kennt die Situation von jährlich über 600 Jugendlichen, die in Maßnahmen und Werkstätten der kurbel auf dem Weg in ihren Beruf sind. „Die Arbeit mit ihnen ist auch aus menschlicher Perspektive ein „sozialer Kitt“ für die Gesellschaft in Regionen wie dem Ruhrgebiet“, sagt Janßen. Er weiß: In Zeiten einer alternden Bevölkerung gilt es an das Potenzial dieser Jugendlichen anzuknüpfen und ihre Chancen durch bewusste Förderung zu nutzen. Dabei leugnen kurbel, Werkkiste und Förderkorb nicht, dass den Geförderten Hürden gegenüberstehen. Sie gehen damit um und setzen auf Motivation und Lebensperspektiven für die jungen Menschen.

Politisch zieht Janßen Bilanz nach dem Erfolg für die weitere Zusammenarbeit mit den Jobcentern: „Neben Minister Lindner musste sich letztlich auch Arbeitsminister Hubertus Heil dem fachlichen Druck aus dem eigenen Haus beugen.“ So habe das gemeinsame Vorgehen der Kommunen, von Bundestagsabgeordneten, Ländern, den katholischen Einrichtungen und Jobcentern gezeigt, dass man fachlich begründet und gemeinsam als Netzwerk Veränderungsprozesse einleiten kann.

Die kurbel, die Duisburger Werkkiste, der Förderkorb und andere setzen jedenfalls weiter auf kontinuierliche, hartnäckige und zuweilen aufreibende Arbeit für junge Menschen. Ihre Wege in die Arbeit sind Schritte zu einem unabhängigen Leben mit Perspektiven. Die KAB wird die politischen Entwicklungen gemeinsam mit anderen Trägern weiter beobachten.

Autor: Ulrich Wilmes

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