Bernhard verstand den Patenonkel nicht

Das vielfach inszenierte Nikolaus Groß-Musical in der St. Barbara, Mülheim Dümpten beeindruckte 1200 Zuschauer. – Thomas Groß dazu: „Gerade mit jungen Menschen müssen wir gegen rechts zusammenstehen.“

Unter der musikalischen Leitung von Burkard Maria Kölsch brachten 140 Aktive aus der Pfarrei die Lebensgeschichte der Familie Elisabeth und Niklaus Groß in der Zeit vor und nach der Machtübernahme Hitlers 1933 auf die Bühne. Die Erzählung und Regie von Manfred von Schwartzenberg waren großartig und die Darstellung der Diktatur und Kriegszeit so eindrücklich, dass es für die Zuschauer äußert realistisch, jedoch auch eine schwere Erfahrung war.

Im Mittelpunkt stand der gelernte Bergmann, Gewerkschaftssekretär und Chefredakteur Nikolaus Groß und sein einzigartiges Wirken in Zeiten von Hetze und Gewalt.  Seine tiefgläubige christliche Einstellung und sein Einsatz für Gerechtigkeit führten ihn zum Widerstand gegen das Regime.
Eine besonders bewegende Darstellung, war die von Nikolaus Groß organisierte Großwallfahrt, die bereits 1934 von Duisburg nach Mainz führte. Trotz der Versuche der Partei, der Wallfahrt ein Ende zu setzen, boten die Menschen, mit ihren hellen Kerzen, Lichtern, lauten Gebeten und Sprechchören, der bedrohlichen Staatsmacht Paroli und setzen so ein frühes Zeichen für den Widerstand.

Eine weitere ergreifende Szene war das nächtliche Gespräch von Nikolaus Groß mit den kleinen Sohn Bernhards. Der Vater, der sich geheim in der Kölner Privatwohnung der Familie mit Bernhards Paten Letterhaus für Gespräche des Widerstands getroffen hatte, musste dem Achtjährigen noch nach dem Schlafengehen erklären, warum sein Pate ihn nach dem Treffen links liegen ließ. „Weine nicht, Bernhard..“, tröstete er ihn und dazu erklang der Musical-Song des Nikolaus Groß. Verabredungen für eine bessere Zukunft Deutschlands, so Nikolaus Groß, im Jahr 1942 mitten im Krieg, seien lebensgefährlich. Auch dann, wenn jemand von Menschen wie dem Patenonkel und ihren geheimen Treffen gegen Machthaber öffentlich erzählte.

Nach den Aufführungen sprach Thomas Groß,  KAB-Mitglied und Enkel von Nikolaus Groß über die bewegenden Momente des Musicals und sagte: „Künstlerinnen und Künstler aus der Pfarrei zeigten noch einmal transparent und authentisch die Lebensgeschichte unserer Familie in grausamer Zeit der Diktatur.“ Weiter betonte er: „Die 140 Aktiven, darunter viele junge Menschen, lebten bei Proben und Aufführungen intensiven Zusammenhalt und stellten sich ganz in den Dienst der Sache.“

Der Sohn des im Musical gespielten Bernhard Groß fügte hinzu: „Angesichts rechter und ausländischer Parolen und eines politischen Rechtsrucks ist es an uns, mit der jüngeren Generation zusammen Wachsamkeit zu üben. Es gelte, unsere Stimme für Demokratie und Freiheit zu erheben.

Resümierend war das Musical für den engagierten Groß-Enkel mehr als eine Darstellung persönlicher und politischer Situationen von Menschen in den Jahren 1933 bis 1945. „Es ist die Mahnung, im Bewusstsein dieser Geschichte gestärkt für ein Deutschland in Frieden und Freiheit einzustehen.“, sagte er dazu. Die eindrucksvolle Inszenierung und die starke Botschaft hinter dem Musical erhielten großen und begeisterten Beifall von den zahlreichen Zuschauern.  

Der Wunsch vieler ist, dass der Einsatz für Recht und Menschenwürde nach den aktuellen Demonstrationen auch in Betrieben, in Familien und der Gesellschaft weitergeführt wird.

Autor: uw

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