Auf den Spuren des Widerstandes – Gedenken an Nikolaus Groß am Plötzensee in Berlin

Am Donnerstag, den 25. Januar 2024 war es endlich soweit: Die Berlinfahrt der KAB unter dem Motto „Auf den Spuren des Widerstandes – Gedenken an Nikolaus Groß am Plötzensee in Berlin“ stand an. Mit 23 Teilnehmerinnen und Teilnehmer starteten wir am Vormittag gemeinsam vom Essener Hauptbahnhof aus mit dem Bus und kamen am späten Nachmittag im schönen Berlin an. Nach dem Check-In und einem kurzen Aufenthalt im Hotel ging es mit der U-Bahn Richtung Alexanderplatz fürs Abendessen im „Bayrischen Wirtshaus“. Der erste Abend endete mit einem gemütlichen Ausklang und tiefen Gesprächen, bei denen sich alle besser kennenlernen konnten.

Der Freitag startete für uns mit Freizeit, sodass jeder individuell entscheiden konnte, wohin es gehen soll. Vom Sightseeing per Zug, über das Olympia Stadion, bis hin zum Checkpoint Charly und dem Besuch von Freunden und Verwandten, war alles dabei. Nachmittags gingen wir gemeinsam in das jüdische Museum. Dieses befindet sich im Berliner Ortsteil Kreuzberg und ist das größte jüdische Museum Europas. Es wurde im September 2001 als Stiftung öffentlichen Rechts eröffnet. Mit seinen Ausstellungen und weiteren Angeboten vermittelt es die Geschichte der Juden in Deutschland und jüdische Kultur bis zur Gegenwart und ist eines der meistbesuchten Museen Deutschlands. Das offizielle Programm endete am Denkmal für die ermordeten Juden Europas (Holocaust-Mahnmal) in der historischen Mitte Berlins.

Samstags drehte sich alles rund um die Museumsinsel. Diese ist ein Gebäude-ensemble bestehend aus dem Alten Museum, dem Neuen Museum, dem Bode-Museum, der Alten Nationalgalerie und dem Pergamonmuseum sowie vielen weiteren Museen. Sie gehören zum Museumsverband der Staatlichen Museen zu Berlin und sind eine bekannte Sehenswürdigkeit in unserer Hauptstadt. Für uns startete der Tag mit einem Besuch im Humboldt Forum, welches in der originalgetreu rekonstruierten Barockfassade des 1950 gesprengten Berliner Schlosses ein Zentrum für Kultur und Wissenschaft zwischen Brandenburger Tor und Alexanderplatz bietet. Das Humboldt Forum ist ein einzigartiger Ort des Erlebens und der Begegnung. Nicht nur ein Ort mit besonderer Geschichte, sondern auch ein Ort für Kultur, Wissenschaft und Bildung, in dem rund 20.000 Exponate vielfältige Blicke auf vergangene und gegenwärtige Kulturen Afrikas, Amerikas, Asiens und Ozeaniens ermöglichen. Im Anschluss konnten wir die Museumsinsel eigenständig erkunden. So zog es die einen hin zum Kunstmarkt, während andere sich den Berliner Dom, die Hackeschen Märkte oder das DDR-Museum ansahen. Der eindrucksvolle Tag voller Sehenswürdigkeiten endete mit einem gemeinsamen Abendessen im Nikolaiviertel – Standort des Roten Rathauses (seit 1991 Sitz des Regierenden Bürgermeisters von Berlin) und der Nikolaikirche (13. Jahrhundert), der ältesten Kirche Berlins, die heute ebenfalls ein Museum ist.

In Gedenken an Nikolaus Groß fand am Sonntag ein gemeinsamer Gedenkgottesdienst in der Kirche Regina Maria Martyrum mit Ruhrbischof Dr. Overbeck und der KAB Berlin statt. Nikolaus Groß engagierte sich früh in der katholischen Jugendbewegung und war ein überzeugter Anhänger der Ideale sozialer Gerechtigkeit. So setzte er sich als Journalist und Redakteur vehement für die Rechte der Arbeitnehmer ein und wurde damit zu einer führenden Stimme der kath. Soziallehre. Während der Nazi-Herrschaft in Deutschland beteiligte er sich aktiv an Aktionen gegen das Regime, woraufhin er 1944 verhaftet wurde. Anlässlich seines Wirkens und das vieler weiterer Märtyrer des Nationalsozialismus, stand das Thema „widerständige Menschlichkeit“ im Fokus der Predigt und so betonte Ruhrbischof Dr. Overbeck, die Wichtigkeit auch heute gegen Extremismus und menschenverachtende Ideologien aufzustehen: „Sein Erinnerungsort ist das Opfer, das er gebracht hat und das betende Gedenken, das wir, auf seine Fürsprache vertrauend, vor Gott bringen. Hieraus erwächst Kraft zu einem Lebensbeispiel, das sich, weit über den Raum des Christseins hinaus, auszeichnet durch widerständige Menschlichkeit. Viele der Märtyrer der nationalsozialistischen Zeit waren durch ihr unbeirrbares Eintreten für die Würde des Menschen, für die Freiheit und das Recht, an denen sie unbeirrbar festhielten, Menschen des Evangeliums geworden, davon überzeugt, dass man dem Unrecht und dem schrecklichen Leid der damaligen Zeit mit widerständiger Menschlichkeit zu begegnen habe. (…) Daran zeigt sich auf der einen Seite durch einen unerschütterlichen Widerstand gegen menschenverachtende Ideologien, um was es bei einer widerständigen Menschlichkeit geht, nämlich um Ideologiekritik aus Glaube. Zum anderen zeigt sich darin ein Lebenszeugnis, das geprägt ist von der unbedingten Solidarisierung mit den Opfern dieser Ideologien über alle Nationalitäten und Identitätsgrenzen hinweg. (…) Sie sind davon bestimmt, sich an den zu halten, der als Sohn Gottes nicht nur in Liebe den Menschen verbunden ist, sondern der die für die Menschen entschiedene Liebe Gottes selbst ist (…). Von ihm her wird deutlich, was es heißt, (…) jenseits aller Grenzen die Weite des Glaubens zu einem unbedingten Zeugnis für die Wahrheit zu machen und mit Überzeugung zu argumentieren, die moralisch der widerständigen Menschlichkeit verpflichtet ist und ethisch auf den Grundsätzen des Rechts ein christliches Lebenszeugnis gibt.“ (Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, Predigt im Pontifikalamt zum Gedenken an den seligen Nikolaus Groß und die Märtyrer des Nationalsozialismus). Nach einer Führung durch die Krypta und den beeindruckenden Altarraum, der durch ein kreatives Gemälde umrandet wird, ging es für uns weiter in Richtung Gedenkstätte Plötzensee. Das Gefängnis Berlin-Plötzensee war während der Nazi-Zeit als Ort der Hinrichtung von Widerstandskämpfern berüchtigt. So wurde auch Nikolaus Groß am 23. Januar 1945 in Plötzensee hingerichtet. Ihre Tapferkeit und ihr Einsatz für Freiheit und Gerechtigkeit machten viele von Ihnen zu Symbolfiguren des Widerstands.

Zum Abschluss unserer Studienfahrt besuchten wir am Montag den Bundestag. „Der Deutsche Bundestag ist das Herz unserer Demokratie. Er ist das wichtigste Forum der Nation. Hier bildet sich die Vielfalt der Gesellschaft ab. Hier debattieren die Abgeordneten über die drängenden Probleme der Zeit- unter der gläsernen Kuppel. Sie ist ein Wahrzeichen Berlins und ein Symbol für Offenheit und Transparenz unserer parlamentarischen Demokratie“ (Bärbel Bas, Präsidentin des Deutschen Bundestages). Unser politischer Vormittag startete mit einem informativen Vortag auf der Besuchertribüne des Plenarsaals über die Aufgaben, Arbeitsweise und Zusammensetzung des Parlaments sowie über die Geschichte und Architektur des Reichstagsgebäudes. Im Anschluss besichtigten wir die Glaskuppel, von der aus man einen tollen Panoramablick über Berlins Sehenswürdigkeiten hat. Die Kuppel hat einen Durchmesser von 40 Metern und dient als Entlüftungs- sowie Solarantrieb des Plenarsaals. Nach dieser beeindruckenden Aussicht gingen wir ins Paul-Löbe-Haus (benannt nach dem letzten demokratischen Reichstagspräsidenten der Weimarer Republik), wo wir ein persönliches Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Herrn Hauer hatten. Nach vielen Fragen und einer angeregten Diskussion gingen wir gemeinsam zum Brandburger Tor. Anschließend verbrachten wir ein wenig programmfreie Zeit rund um den Pariser Platz, bevor die Studienfahrt offiziell mit einem letzten gemeinsamen Abendessen im Hopfingerbräu am Brandenburger Tor endete.

Am Dienstag, den 30. Januar ging es dann morgens mit dem Bus zurück nach Essen. Eine gemeinsame Gesangseinlage während der Fahrt bildete einen gelungenen Abschluss dieser informativen Fahrt, voller neuer Eindrucke und Gemeinschaft.

Autor: Andrea Goldmann

Foto: DBT - Inga Haar

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