146. Todestag von Arbeiterbischof Ketteler

Die KAB im Bistum Essen gedenkt heute dem Mainzer Bischof und Wegbereiter der katholisch-sozialen Bewegung, der am 13.07.1877 verstorben ist.

Ketteler als „Spätberufener“

Ketteler wird am Weihnachtstage als viertes von neun Kindern der westfälischen Landadels-Familie von Ketteler in Münster geboren und 1844 als „Spätberufener“ zum Priester geweiht. Zuvor war er als Verwaltungsbeamter im Dienste Preußens tätig, bis er 1837 unter Protest aus dem Staatsdienst ausschied.

 

Vom Bauernpastor zum Bischof von Mainz

Als „Bauernpastor“ in den armen westfälischen Landgemeinden Beckum und Hopsten besteht er seine erste seelsorgerische Bewährungsprobe und lernt die Not des einfachen Volkes kennen.

„Ich wurde Dorfpfarrer in Hopsten. Es gab Mißernten – ich sah den Hunger meiner Bauern, eine Seuche raffte viele weg, ich pflegte die Kranken.“

Damals ist er noch ein unbekannter Landpfarrer, was sich 1848 mit seiner Wahl in die Deutsche Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche änderte. Sein großes politisches Talent wird offenkundig, als er dafür kämpft, die Glaubens- und Überzeugungsfreiheit zum allgemeinen Prinzip einer freiheitlichen Verfassung zu erheben. Im gleichen Jahr setzt er sich vor dem ersten deutschen Katholikentag in Mainz und in sechs Adventspredigten im Mainzer Dom leidenschaftlich mit den „Großen Sozialen Fragen der Gegenwart“ auseinander.

„Wollen wir die Zeit erkennen, müssen wir die soziale Frage zu ergründen suchen. Wer sie nicht begreift, dem ist Gegenwart und Zukunft ein Rätsel.“

Er prangert die grenzenlose Bereicherung der Besitzenden und die massenhafte Verarmung der besitzlosen Arbeiterschaft an. Am 15. März 1850 wird Ketteler nach seiner kurzen Tätigkeit als Propst an St. Hedwig in Berlin zum Bischof von Mainz geweiht.

 

Ein Buch wird zum Bestseller

1864 erscheint Kettelers Buch „Die Arbeiterfrage und das Christentum“. Es wird schnell zu einem Bestseller, denn seine klare Analyse der Lage der Arbeiterschaft unter der Vorherrschaft des Kapitalismus und seine sozial-reformerischen Vorschläge finden schnell eine breite Resonanz in der Bevölkerung. Fünf Jahre später richtet Ketteler auf der Fuldaer Bischofskonferenz einen leidenschaftlichen Appell an die deutschen Bischöfe, sich mit allen Kräften für die Lösung der sozialen Frage einzusetzen.

 

Appelle und Solidarisierung

Auf der Fuldaer Bischofskonferenz fordert Ketteler, dass Kirche ihren Beitrag zu einer Reform der Zustände leisten müsse mit dem Ziel, menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen zu schaffen. Auch sollen die Arbeiter an den „Früchten“ ihrer Arbeit beteiligt werden. Im gleichen Jahr solidarisiert sich Ketteler am 25.07.1869 in einer großen Rede auf der Liebfrauenheide bei Offenbach 10.000 Arbeitern mit den Forderungen der Arbeiterschaft nach gerechtem Lohn, nach geregelter Arbeits- und Freizeit, nach Sonntagsruhe, nach Abschaffung der Kinderarbeit und Schutz der Familie.

„Arbeit ist Ware geworden. Ware kauft man für den geringsten Preis. Daß jedoch hinter dem Produktionsfaktor „Arbeit“ ein Mensch steht, der nicht nur vegetieren, der leben will, daß der Mensch eine Familie hat, daß der Kinder hat, die ernährt, gekleidet, gebildet werden sollen, das haben die Herrschenden vergessen.“

Er begrüßt und unterstützt die Gründung von Arbeiter- und Gesellenvereinen. 1871 wird Ketteler mit großer Mehrheit als Abgeordneter in den ersten deutschen Reichstag gewählt. Er steht in dem von Bismarck entfesselten Kulturkampf an der Spitze der deutschen Katholiken. Unermüdlich kämpfte er für die Religions- und Kirchenfreiheit.

 

Wirken Kettelers reicht bis in die Gegenwart

Ketteler verstirbt am 13.07.1877 auf der Rückreise von einem Rombesuch im Kapuziner-Kloster Burghausen. Das katholische Deutschland trauert um ihn, aber auch seine politischen und weltanschaulichen Gegner zollen ihm Achtung und Respekt. Als Wegbereiter der katholisch-sozialen Bewegung und als Initiator der zeitgenössischen katholischen Soziallehre wirkt sein Engagement bis in die heutige Zeit nach. Durch seinen Einsatz für die Arbeiterschaft und seine Unterstützung bei der Gründung der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung bleibt er als Mitbegründer der KAB unvergessen. So ist uns bei der KAB im Bistum Essen eines seiner Zitate besonders in Erinnerung geblieben, nach dem wir uns bis heute richten.

„Unsere Religion ist nicht wahrhaft katholisch, wenn sie nicht wahrhaft sozial ist.“

 

 

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