Vom Licht in dunkler Zeit…

„Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein helles Licht, über denen, die im Land der Finsternis wohnen, geht ein Licht auf.“ Diese Worte des Propheten Jesaja (9,1-6), die immer wieder als „Mutmacher“ eingesetzt werden und zu den Lesungstexten der Adventszeit gehören, entstanden in einer Zeit der Hoffnungslosigkeit, als die Assyrer den Norden Israels erobert und Samaria zerstört hatten. Und das Volk Israel hielt an diesen Prophetenworten fest, auch unter der Herrschaft der Perser und im Exil in Babylon, eine immer währende Hoffnung, die nicht kleinzukriegen war.

Lichter und Kerzen gehören zu den adventlichen Symbolen, und es werden immer mehr, beleuchtete Rentierschlitten im Vorgarten, angestrahlte Häuser, bunt flackernde Sterne in Zimmerfenstern, der größte Weihnachtsbaum auf einem Weihnachtsmarkt…Nein, der Advent ist nicht mehr dunkel, er ist genauso hell wie Weihnachten.

Wir können Dunkelheit schlecht aushalten, die dunklen Monate sind verpönt und wir setzen ihnen Lichter entgegen. Licht wärmt, erleuchtete Fenster wirken heimelig, vermitteln Geborgenheit. In den skandinavischen Ländern mit den langen dunklen Winternächten hängt in fast jedem Fenster eine Lampe.

Das Licht braucht die Dunkelheit, um wahrgenommen zu werden. Spüren wir das nicht gerade in den letzten Monaten, wieviel bewusster wir Selbstverständlichkeiten wahrnehmen, die früher nicht der Rede wert waren? In Zeiten der Kontaktbeschränkungen bekommt das Treffen mit Freunden und Familie auf einmal eine ganz andere Bedeutung, und bei drohenden Ausgangssperren wird der Gang an die frische Luft zu etwas Besonderem. Wenn unsere Freiheitsrechte eingeschränkt werden, spüren wir, wie wertvoll sie sind.

Politiker und einige Virologen versprechen uns einen langen und harten Winter. Das mag sein, aber ich kann und will mich nicht ihrer Meinung anschließen, die kein „Licht am Ende des Tunnels“ sieht.

Wenn ich meinen christlichen Glauben ernst nehme, dann bleibe ich wie das Volk Israel durch Exil und Gefangenschaft hindurch zuversichtlich. Es ist der berühmte Hoffnungs“schimmer“ ,der durch alles hindurchscheint.

Vielleicht können wir den Advent 2020 so beschreiben:

Die Nacht ist dunkel,

doch der Himmel hat Risse bekommen.

Zuerst sah man sie

über dem Stall von Bethlehem

Danach umarmten sie die ganze Welt

(Cornelia Elke Schray)

Und niemand hindert uns daran, selber zu Lichtblick für andere zu werden.

Edith Stein hat es so formuliert: „Ihr sollt sein wie ein Fenster, durch das Gottes Güte in die Welt leuchten kann.“

In diesem Sinne wünsche ich ein Weihnachtsfest, dass Hoffnung aufstrahlen und uns selber zu Hoffnungsträgern werden lässt.

 

Ein adventlich-weihnachtlicher Impuls von Barbara Reene-Spillmann.

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