Über die Stille…

Für mich gibt es eine Szene, die das Sinnbild für absolute Stille verkörpert: Im winterlichen Mittelschweden, in der Provinz Dalarna, machen wir während einer Skiwanderung eine Pause in Nornässäter, einer „Alm“ fünf Kilometer vom Ort Nornäs entfernt. Wir stehen auf der sonnigen Terrasse, und es ist so still, dass wir hören, wenn etwas getauter Schnee durch die Kiefern rieselt, für uns Menschen in den lauten Ballungsräumen eine unglaubliche Vorstellung. Da sind natürlich fünf Kilometer Waldeinsamkeit um uns herum, und da ist der Schnee, der alles abdämpft.

Jetzt ist der Winter hier angekommen, ich genieße ein bisschen “Schweden“, und selbst bei uns am Rande des dichtbesiedelten Ruhrgebietes macht er leise, dämpft Geräusche und entschleunigt. Mich entspannt das auch in der gegenwärtig angespannten Zeit ungemein.  Ich empfinde das nicht nur als eine Erholung für die Ohren, sondern für die ganze Seele. In der Stille tanke ich Kraft für die Herausforderungen der turbulenten Welt.

„Christliches Leben“ so sagte mir während meines Studiums die  missionsärztliche Schwester Michaela Bank, „ist ein Wechsel zwischen Kontemplation und Aktion“. Auch Jesus suchte immer wieder die Ruhe und die Stille, bevor er sich den neuen Herausforderungen stellte, Menschen heilte, Dämonen austrieb. Im Evangelium des letzten Sonntags heisst es bei Mk 1,35 „In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten.“ Nach der Heilung der Schwiegermutter des Petrus, nach Dämonenaustreibungen, nach dem Drängen der Menschen muss Jesus Kraft tanken in der Stille. Danach bricht er gestärkt auf, so heisst es weiter „und er zog durch ganz Galiläa, verkündete in ihren Synagogen und trieb Dämonen aus“ (Mk 1,39)

Während unserer Pilgerreise 2017 empfand ich es als Erholung und Sammlung, wenn wir im Burgund nach einem Tag, gefüllt mit Besichtigungen und Stadtführungen, uns zum Abendgebet in einer der Trappisten-Klöster trafen. Bei den Karmelitinnen in Mazille oder auch bei den Zisterziensern in Citeaux tauchte ich ein in die Stille des Ortes und konnte so das Erlebte „sacken“ lassen.

Die Suche nach der Stille zieht sich von den Ursprüngen des Mönchtums bis in die heutige Zeit hinein wie ein roter Faden durch dessen Philosophie. Sowohl Pachomius in der Wüste bei Theben wie auch die Franziskaner in den Großstädten hatten oder haben ein Ideal: In der Stille kann man Gott erspüren, sich auf ihn einlassen, mit ihm sprechen. Nicht nur in einsamen Regionen, auch in den Ballungsräumen sind Klöster eine Oase der Stille, sie werden dadurch zu Kraftquellen, um aufzutanken und sich neuen Herausforderungen stellen zu können. Diese Gedanken fasste Mutter Theresa im folgenden kleinen Text zusammen

Die Frucht der Stille ist das Gebet.
Die Frucht des Gebetes ist der Glaube.
Die Frucht des Glaubens ist die Liebe.
Die Frucht der Liebe ist das Dienen.
Die Frucht des Dienens ist der Friede.“

Mit diesen Gedanken genießen Sie die winterliche Stille, vielleicht hören Sie den Schnee rieseln…

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