Du starke Frau aus dem Volke…

Eindrücke von den Fraueneinkehrtagen…

Wer erinnert sich nicht an den Maialtar seiner Kindheit? Und an die Marienlieder, die in den Wallfahrtsorten mit Inbrunst gesungen werden „Wunderschön prächtige“? Doch Maria ist mehr als die „Sonnenumglänzete“ und Himmelskönigin.

Wir haben uns bei den Fraueneinkehrtagen im Haus Marienberge der „starken Frau aus dem Volke“ aus unterschiedlichen Blickwinkeln genähert. Die Bibel erzählt von dem einfachen Mädchen, das offen ist für Gottes Wort und somit Trägerin einer universalen Heilgeschichte wird. Sie bleibt dabei, auch wenn sie nicht immer alles versteht, geht die Wege mit bis zum Ende.

Ein Blick in die Geschichte zeigt: Maria wurde auch passend gemacht zur aktuellen gesellschaftlichen und kirchlichen Ordnung. Und immer stehen das bestehende Gottes- und Marienbild im Zusammenhang. Die Reformation kritisierte das mittelalterliche Marienbild, den Marienkult, der nach Luthers Ansicht den Glauben an Gott überlagert. Mittlerweile finden auch die evangelischen Mitchristen Zugänge zu Maria, zumal der Marienkult bei der jüngeren katholischen Generation hinterfragt wird.

Und da ist das Magnificat, jenes Loblied Mariens, das neben dem Lob auf den Schöpfergott und dessen Heilszusagen, auch revolutionäres Gedankengut hat „…er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen“. Auf dieser Grundlage des Magnificats entstand in Polen Anfang der achtziger Jahre die Demokratische Arbeiterbewegung, der Beginn der Umbrüche in Osteuropa. Auch die Befreiungstheologie bezog sich mit ihren revolutionären Ansätzen auf das Magnificat.

Und heute? Die Reformbewegung in der katholischen Kirche, die Geschlechtergerechtigkeit und Demokratisierung fordert, bedient sich mit ihrem Motto Maria 2.0 ebenfalls der Gottesmutter.

Damit ist Maria auch gerade für die Frauen unserer Zeit in eine neue Vorbildfunktion gerückt. Wir geben nicht auf, bleiben dran, fühlen uns dem Magnificat verpflichtet und lassen uns nicht entmutigen von amtskirchlichen Instruktionen. Gottes Botschaft ist keine Botschaft von Hierarchien und Macht, sondern durch Maria eine Botschaft der Heilsgeschichte für alle Menschen. In dieser Heilsgeschichte, das verdeutlicht Maria, weist Gott die bedeutenden Plätze den scheinbar unbedeutenden zu…

Bild & Text: Barbara Reene-Spillmann

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