Das Glas ist halb voll …

- Von Zuversicht in schwierigen Zeiten -

 

Ich gebe gerne zu: Auch mir fällt es schwer, mit Mut und Zuversicht ins Neue Jahr zu starten. Die Medien bringen fast ausschließlich Schreckensmeldungen über neue hohe Todeszahlen in der Pandemie, der Lockdown mit all seinen Konsequenzen wird nicht nur verlängert, sondern sogar noch verschärft, die Grundrechte weiter eingeschränkt, die Kirchen schließen ihre Tore für gemeinschaftliche Liturgie.

Vieles, was unserem Alltag Lebensqualität verliehen hat, ist nicht möglich. Und mir stellen sich schon oft bange Fragen: Welche Gesellschaft, welche Wirtschaft, welches Sozialsystem wird es nach Corona noch geben? Was muten wir der jungen Generation zu mit den Schulden, die im Moment aufgenommen werden, um die größte Katastrophe zu verhindern? Und über welche Zeiträume reden wir überhaupt?

„Der Pessimist hadert mit seinem Schicksal, der Optimist gestaltet es“ so sagt ein Sprichwort, oder mit anderen Worten „Aus jeder Situation das Beste machen“. Wir alle wissen aus Erfahrung, dass Resignation und Hadern lähmen. Das Gefühl, irgendetwas beeinflussen zu können, setzt hingegen Energien frei.

Gestaltungsmöglichkeiten bleiben uns auch im Moment in dieser sehr beklemmenden Situation. Ich vermisse meine Begegnungen, dafür lebe ich die auf wenige Freunde reduzierten sozialen Kontakte intensiver als im normalen Alltag. Ein Teil meiner Lebensqualität lag darin begründet, dass kein Tag so ablief wie der andere, dafür sorgten Beruf, Ehrenamt und private Kontakte. Gegenwärtig versuche ich meiner sehr geregelten Tagesstruktur etwas abzugewinnen und stelle fest, dass sie jenseits von sechzig Lebensjahren auch beruhigende und entschleunigende Facetten hat. Innerhalb dieser Tagesstruktur finde ich Zeit für Spaziergänge. Bewegung in der Natur, wirkt selbst bei trüber Witterung auf mich stimmungsaufhellend. Und jenseits von Kirchenbesuch, privaten Treffen und beruflichen Termin finden wir sonntags auch auf einmal wieder Zeit für Tageswanderungen im nahen Bergischen Land.

Fazit: Das Glas ist doch noch halb voll und nicht halb leer!

Vielleicht sollten wir uns angewöhnen über dieses „halb volle“ Glas zu sprechen, statt nur über Inzidenzwerte, Mortalitätsraten und andere Corona-Themen. Natürlich wollen Ängste und Sorgen miteinander geteilt werden, es darf nur nicht zum Tunnelblick führen. Das möchte ich auch den Medien zurufen: Ja, es gibt einen politischen Auftrag zur Information, aber nur Fotos und Berichte über die genannten Themen, führen nicht nur dazu, dass die Menschen abstumpfen, „dichtmachen“, sie werden auch der Realität in unserer Welt nicht gerecht. Mich hat die Äußerung eines Deutschen, der seit vielen Jahren in Schweden lebt, sehr beindruckt, und ich versuche ihn zu zitieren: „Als ich im Spätsommer nach drei Wochen Aufenthalt in meinem Heimatland wieder in Schweden ankam, habe ich erst einmal durchgeatmet. Ja, auch hier gibt es Corona und die damit verbundenen Einschränkungen, wenn auch nicht in so einem strengen Maß wie in Deutschland. Aber es ist ein Thema unter vielen anderen, die dritte und nicht die erste Nachricht im Radio. Wenn wir mit Freunden zusammentreffen, spielt es meistens überhaupt keine Rolle.“

Daran, den Alltag auch mit positiven Themen zu besetzen, können wir alle arbeiten.

So wünsche ich uns neben Gesundheit auch Gelassenheit, Zuversicht, Alltagsfreude und Optimismus  für das Neue Jahr. Dazu gehört Gottvertrauen mehr denn je. Bei uns war es guter Brauch in der Jahresabschlussfeier das Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ zu singen. Sehr bewusst setze ich die zweite vor die erste Strophe. Beten Sie mit oder singen Sie leise vor sich hin:

Noch will das alte unsre Herzen quälen,

noch drückt unser böser Tag schwere Last,

ach, Herr gib unsren aufgeschreckten Seelen,

das Heil, für das du uns geschaffen hast.

 

Von guten Mächten treu und still umgeben,

behütet und getröstet wunderbar,

so will ich diese Tage mit euch leben,

und mit euch gehen in ein Neues Jahr.

 

Ein Wochenimpuls von Barbara Reene-Spillmann, KAB im Bistum Essen

 

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