,,Rote Linien gegen Demokratie-Feinde“

Sabine Weiss (MdB): Wir sind nicht geschützt vor der Gefahr einer neuerlichen Schreckensherrschaft

„Wir dürfen nicht auf dem Sofa sitzen bleiben und schimpfen, sondern müssen als Demokratinnen und Demokraten aktiv sein, um Populisten und Nationalisten in die Schranken zu weisen.“ Das betonte die CDU-Bundespolitikerin Sabine Weiss (MdB) in Xanten. Im Gottesdienst legte sie ein Zeugnis als gläubige Katholikin und Mitglied im Bundestags-Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe ab. In der Messe zum Geburtstag des seligen Nikolaus Groß (1898-1945) wurde zudem Hermann-Josef Schepers, langjähriger KAB-Diözesanvorsitzender, geehrt. Er erhielt das ,,Licht von Xanten“, eine gesegnete Kerze, für seinen unermüdlichen Einsatz für das Erbe und Gedenken des Widerstandskämpfers. Dieses Licht wird jährlich an Organisationen und Menschen verliehen, die Groß֫ Erbe im Kampf für Menschenwürde und Glauben einstehen.
In ihrer Ansprache anstelle der Predigt über den Gräbern von Märtyrern im St. Viktor-Dom hielt Weiß ein leidenschaftliches Plädoyer für Demokratie und gegen Rechtspopulismus. Unter dem Titel „Nie wieder ist jetzt – Demokratie braucht Leidenschaft“ hatten die KAB-Diözesanverbände Essen und Münster zum Gottesdienst eingeladen.

„Die Nationalsozialisten dachten, sie könnten Nikolaus Groß zum Schweigen bringen. Wie jämmerlich sind sie gescheitert“, betonte Weiss. Sie fragte, welche Zeilen der blitzgescheite Mann und Chefredakteur… wohl heute schreiben würde. Weiss: Denn „seit 2017 ist im deutschen Bundestag eine Partei vertreten, die unsere demokratische Grundordnung auf infame Weise verachtet“. Das Programm der AfD bestehe „zum größten Teil aus einem negativen Nationalismus und aus Ausgrenzung von Minderheiten“.

„Wir müssen wissen“, sagte die Politikerin mit Blick auf die Jahre 1932 und 1933, „dass Geschichte sich wiederholen kann. Wir sind nicht geschützt vor einer neuerlichen Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten.“ Sie forderte die Gemeinde auf, die Leidenschaft aufflammen zu lassen, mit der Nikolaus Groß gegen den Nationalsozialismus gekämpft hatte – „mit ganzer Hingabe und vollem Einsatz“. Demokratie müsse immer wieder erkämpft werden. Weiss: „Es ist dringend Zeit, dass wir uns, dass jeder einzelne von uns sich fragt, auf welcher Seite er stehen will. Auf der Seite der Schweigenden oder auf der Seite des Widerstandes, der von Nikolaus Groß.“

Es gelte, rote Linien aufzuzeigen, „die wir, die jeder einzelne von uns, kommunizieren müssen: in der Familie, im Verein, in der Partei, in der Nachbarschaft“. Jeder müsse jetzt ein Vorbild sein, besonders im Umgang miteinander und in der „beinahe nicht mehr vorhandenen Streitkultur“.
Nötig sei „eine gemeinsame Politik der demokratischen Mitte“, um die Probleme, die Menschen belasten, zu lösen. Zum Ende ihrer Ansprache zitierte sie Nikolaus Groß mit dem Satz „Rechte Zeit kann jeder Augenblick sein.“ Das sei jetzt.“

Zu Beginn des Gottesdienstes hatten bereits Propst Stefan Notz (Xanten) und KAB-Diözesanpräses Michael Prinz (Münster) in Anwesenheit des neugewählten Essener Diözesanvorsitzenden Manfred Niemann und von Präses Jürgen Haberl (Essen) auf die Lebensgeschichte des Seligen aufmerksam gemacht. Zeit seines Lebens habe er seine Stimme gegen die Nationalsozialisten erhoben. Im Gottesdienst, so Prinz als Hauptzelebrant, wolle man aller Menschen gedenken, die im so genannten Dritten Reich nicht schwiegen. Ihren Einsatz hätten sie zu oft mit dem Leben bezahlt. 


uw/pbm

Sabine Weiss (MdB)

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