Abendgottesdienst zum 80-jährigen Gedenken der Hinrichtung von Nikolaus Groß und sechs weiteren Hitler-Gegnern in St. Getrud, Wattenscheid. Mit Christinnen und Christen aus der Propsteipfarrei füllten viele KAB-ler Ende Januar die Bänke in der hellerleuchten Kirche. Ein langes Tuch mit dem Konterfei des KAB-Widerstandskämpfers aus Niederwenigern prägte den Chorraum zwei Tage nach dem 80. Todestag des Journalisten und Familienvaters. Die Messe, veranstaltet vom KAB-Bezirk zwischen Hattingen und Wattenscheid, war nur eine von vielen Veranstaltungen zwischen Köln und Berlin, Niederwenigern und Oberhausen, Xanten und Essen.
Sie alle erinnerten an das Wirken der sieben in Plötzensee Ermordeten des 23. Januar 1945. In Niederwenigern, Geburtsort von Groß und erster Wohnort seiner Familie, feierte der Münsteraner Weihbischof Dr. Stefan Zekorn Eucharistie, in Essen Weihbischof Ludger Schepers. Im Pfarrzentrum Köln ging es vor einem Gottesdienst im Vortrag über ,,Angstprediger - wie rechte Christen Kirche und Gesellschaft unterwandern“ (Liane Bednarz) auch um Gefahren für unsere Demokratie.
Als Zelebrant und Prediger in Wattenscheid ging Manfred Paas (Gelsenkirchen) zuerst auf Populismus und Radikalität des sich selbst verherrlichenden, Menschen verachten Präsidenten Trump ein. Sein ,,,Amerika first´ kann ich nicht mehr hören“, so der langjährige Propst und Pfarrer von St. Augustinus in der Schalke-Stadt. Trotz Trumps Überheblichkeit (,,Messias“, gesendet von Gott zur Rettung Amerikas) bemächtige sich der Trumpismus auch der privaten Räume und Diskussionen in den USA. Paas wies auf Konsequenzen hin: ,,Wenn nur eine Person Größe und angeblich eine Sendung Gottes hat, werden sehr viele andere damit kleingemacht.“ Wahr ist derzeit, so sagen es die Bischöfe Mittelamerikas, dass geflohene Menschen dort seit der Abreise aus ihrer Heimat unterwegs nach Nordamerika viel Leid und Schmerz bewältigen. All das potenziere sich jetzt. Besonders drastisch sei zudem die von Trump verordnete Inhaftierung und Deportation der Migranten, die ihre Hoffnungen auf Zukunft zunichte machten.
Manfred Paas stellte Trumps ,,Mission“ eine andere Pädagogik und Führung gegenüber. Sie sei im christlichen Geist Europas begründet und fördere Menschen im Handeln für Andere. Paas: ,,Da geht es nicht darum, sich selbst durchzusetzen und andere links liegen zu lassen. In solchem Umgang wächst stattdessen ein Selbstbewusstsein und Selbstgefühl, das in der Zuwendung Gottes zu uns gründet.“ Durch ihn würden Menschen Große und Freie. Und ihr Selbstbewusstsein setze nicht nur auf eigene Taten.
Für die demokratische und wertorientierte Gesellschaft lohnt sich Paas zufolge ein Einsatz mit christlichem Mut und Pflichterfüllung für Andere, wie ihn Nikolaus Groß gelebt habe. Der Prediger: „Für solche Werte und eine geerdete Selbstverwirklichung stehen heute auch über 75000 Mitglieder der KAB.“ KAB könne ,,Kraft durch Gott“, ,,Arbeit für Andere“ und ,,Bewegung für eine bessere Zukunft“ heißen.
In Berlin gingen im Rahmen aller Gedenkfeiern die Familien der Widerstandskämpfer Helmuth Graf von Moltke und Nikolaus Groß neue Wege. Denn die Nachfahren der Männer des ,,Kreisauer Kreises“ um Moltke und der katholischen Kölner KAB-Zentrale trafen sich erstmals seit Jahrzehnten; viele Kreisauer waren lange in Amerika zu Hause. Erste Informationen über dieses Treffen brachte Hermann-Josef Schepers nach Kontakten mit Groß-Enkel Thomas mit zum Wattenscheider Gespräch nach der Messe. Die KAB-ler, darunter auch Diözesanvorsitzender Manfred Niemann, spürten: Denken und Handeln für Andere aus dem Geist von Freiheit und Verantwortung stärkt die wehrhafte und angegriffene Demokratie. uw